Ich suche schon seit drei Jahren nach diesem Gemälde.
Nun habe ich mir auch mal eine Ladung Delaunay reingetan. Dieses Bild
konnte ich nicht finden, aber viele ähnliche. Wie schon bei Klee und
Miró angemerkt, wäre dieses Bild allerdings auch für Delaunay nicht
typisch.
Ich hab mal per Bildersuche nach Hans (Jean) Arp gesucht.
Der paßt aber auch nicht wirklich in die engere Suche hinein, obwohl
er ja nun vieles ausprobiert hatte.
Nur langweilige Kreise hatte er niemals gemalt.
w.
https://arpmuseum.org/museum/unser-haus/kuenstlerpaar-arp.html
Hmm. Dem ganzen Sachverhalt liegen folgende Ereignisse zugrunde, die ich
rekonstruiert habe, da ja alle an der historischen Entwicklung
beteiligten Personen längst tot sind.
Meine Großeltern lernten sich Mitte der 30er Jahre wahrscheinlich bei
einer Veranstaltung des Pferdesports kennen und lieben. Gustav Rösler
wurde am 25. Dezember 1892 in Essen geboren, Martha Schroer am 15.
Dezember 1900 in der Gegend von St. Louis in Missouri. Ihr Vater war ein
deutschstämmiger US-Bürger aus dieser Region, dessen Vorfahren um 1830
in die Vereinigten Staaten eingewandert waren (sogenannte Dreissiger).
Ihre Mutter kam mit ihrer Familie Ende des 19. Jahrhunderts vermutlich
aus der heutigen Ukraine (Odessa?) in die USA.
Meine Großeltern waren also schon etwas älter, als sie beschlossen zu
heiraten. Es ist daher durchaus möglich, dass beide vorher schon einmal
verheiratet waren. Eine Ehe war damals in Deutschland jedoch nicht
möglich. Gustav hätte auch nicht in die USA auswandern können, da er
dann aufgrund der Gesetze in Deutschland sein gesamtes Vermögen hätte
zurücklassen müssen. Außerdem hatte er ein besonders enges Verhältnis zu
seiner Mutter Elisabeth, geb. Niermöller. Sein Vater Jean Bernhard
Rösler, Gründer einer Drahtweberei in Essen 1872, war schon 1909
gestorben.
Elisabeth starb 1937, und im gleichen Jahr wurde sogenannte entartete
Kunst in Düsseldorf versteigert, die sich zuvor im Besitz deutscher
Museen befunden hatten. Die Versteigerung lief nicht so ab, wie es die
Reichsregierung und Herr Goebbels erwartet hatten, die sich auf diese
Weise dringend benötigte Geldmittel beschaffen wollten, da die
Westmächte dagegen öffentlich Stellung bezogen. Deshalb konnte Gustav
einige dieser Kunstwerke günstig ersteigern. Er plante, diese Kunst auf
dem internationalen Kunstmarkt in der Schweiz wieder zu verkaufen.
Nach den Begriffen der damals im Deutschen Reich herrschenden Ideologie
war diese Kunst wertlos und konnte demgemäß leicht ins Ausland gebracht
werden. Auf diese Weise war es Gustav also möglich, einen Teil seines
Vermögens in die Schweiz zu bringen, was zu dieser Zeit eigentlich für
Deutsche verboten war. Danach plante er in die USA zu reisen, um Martha
zu heiraten.
Bei ihrer Abreise aus Deutschland im Frühjahr 1939 war Martha schwanger.
Dieses Kind hatten sie zusammen gezeugt, damit Gustav als Vater eines
Ankerkinds in den USA problemlos Aufnahme finden sollte. Der
Kriegsausbruch kam jedoch dazwischen, deshalb musste er in Europa
bleiben. Außerdem bestand seit 1940 gegen Gustav ein Haftbefehl der
deutschen Behörden.
Dies ist somit die Erklärung, warum dieses Bild bei der Hochzeit 1945 in
diesem Raum hing.
--
ЯR